IHK-Ausbildungstour 2022

Andreas Knappstein, IHK-Vizepräsident und Geschäftsführer des gleichnamigen Möbelhauses, Alexander Hennecke (stellv. IHK-Hauptgeschäftsführer) und Klaus Bourdick (IHK-Geschäftsbereichsleiter Berufsbildung) haben anlässlich der IHK-Ausbildungstour vier Ausbildungsbetriebe besucht. 


Knepper betont die Nachhaltigkeit der Branche

IHK-Ausbildungstour 2022 Knepper
Foto: Wolfgang Detemple
Ludger Mintert, Leiter Servicebereich, Geschäftsführer Carsten Knepper, Personalleiterin Sandra Tornero, IHK-Vizepräsident Andreas Knappstein und IHK-Geschäftsbereichsleiter Klaus Bourdick (v.li.).

„Das Thema Fachkräftesicherung wird derzeit etwas überdeckt durch die Gas- und Energiekrise, Lieferkettenprobleme und dem Krieg in der Ukraine. Darum wollen wir als IHK verstärkt auf die duale Ausbildung aufmerksam machen“, erläutert Andreas Knappstein das Motiv für die IHK-Ausbildungstour durch insgesamt vier Betriebe im Hochsauerlandkreis und Kreis Soest. Geschäftsführer Carsten Knepper stimmt zu: „Der Fachkräftemangel bleibt trotz aller aktuellen Unsicherheiten. Wir bekommen nur sehr schwer Arbeitskräfte.“ Die Ausbildung hat in seinem Unternehmen darum einen hohen Stellenwert: „Die eigene Ausbildung von jungen Menschen ist ein sehr guter Weg, um leistungsfähige Mitarbeiter und geeignete Nachwuchskräfte zu gewinnen. Die Möglichkeit zur Entdeckung von Talenten und oftmals das hohe Kommitment der Auszubildenden sind für uns sehr starke Argumente.“

Seit über 60 Jahren ist die Firma Knepper in der Abbruch- und Entsorgungsbranche aktiv und mittlerweile auch bundesweit unterwegs. In den letzten Jahren ist die Belegschaft stark gewachsen, von 110 im Jahr 2017 auf nun 220 Mitarbeiter. Seit 2014 bildet das Unternehmen auch aus. Aktuell lernen drei Auszubildende im ersten und zweiten Lehrjahr den Beruf Kaufmann für Büromanagement. Zum 1. Juli 2022 wurden die beiden erfolgreichen Absolventen aus dem dritten Lehrjahr wie alle bisherigen Auszubildenden übernommen. Erstmals wird Knepper in diesem Jahr die drei Berufe Bauwerksmechaniker, Baugeräteführer und Berufskraftfahrer ausbilden.

Ludger Mintert, Leiter Servicebereich bei Knepper, stellt heraus, dass Nachhaltigkeit das zentrale Thema der Branche ist: „Wir sind eine grüne, nachhaltige Industrie. Das spricht die Jugendlichen sehr an. Unsere Botschaft lautet: Neben interessanten Aufgaben leistest Du jeden Tag einen positiven Umweltbeitrag.“ Die Erfahrungen mit ihren Azubis seien auch deshalb durchweg positiv. „Diverse Trends beschäftigen natürlich auch uns, wie zum Beispiel die stärker aufkommenden Anforderungen junger Menschen nach Work-Life-Balance, Flexibilität und Digitalisierung“, ergänzt Carsten Knepper: „Hier versuchen wir, mit geeigneten Maßnahmen und Modellen ein guter und attraktiver Arbeitgeber und Ausbilder zu bleiben.“


Knauf Interfer Aluminium setzt auf den neuen Beruf Produktionstechnologe

IHK-Ausbildungstour 2022 Knauf Interfer
Foto: Wolfgang Detemple
Ausbilder Max Lausmann, die Auszubildenden Max Hartmann und Franz Kettler, IHK-Vizepräsident Andreas Knappstein, Geschäftsführer Elmar Zaßenhaus und IHK-Geschäftsbereichsleiter Klaus Bourdick (v.li.).

Für die Knauf Interfer Aluminium GmbH mit drei Standorten in Werl und Ense ist die Ausbildung junger Menschen existenziell. „In unserer Technologie ist es sehr schwer, extern Fachkräfte zu finden. Wir brauchen aber gute Leute, darum bilden wir aus“, begründet Elmar Zaßenhaus, Geschäftsführer und technischer Leiter. Aktuell erlernen 22 Auszubildende einen von acht verschiedenen Berufen.

Die Ausbildung junger Menschen ist für Zaßenhaus jedoch kein Selbstzweck: „Wir haben uns die Frage gestellt, ob wir noch richtig ausbilden oder etwas anpassen müssen. Deshalb haben wir uns nach einer intensiven Beratung durch die IHK vor zwei Jahren entschieden, den neuen Beruf Produktionstechnologe auszubilden.“ Dass die Einführung eines neuen Ausbildungsberufes kein Selbstläufer ist, zeigt allein schon die Tatsache, dass es in NRW nur zwei Fachklassen gibt, eine davon am Berufskolleg in Olsberg. Das sei ein großer Erfolg für die Region, betont Klaus Bourdick. Ohne das Interesse vieler Betriebe im IHK-Bezirk, den neuen und innovativen Ausbildungsberuf anzubieten, wäre die Fachklasse nicht zustande gekommen.

Max Hartmann, einer von drei Auszubildenden im zweiten Lehrjahr, stellt das Besondere an seiner Arbeit heraus: „Wir haben einen sehr breit gefächerten Beruf. Wir sollen nicht die Spezialisten an der Maschine sein, sondern den ganzen Prozess betrachten und optimieren.“ Andreas Knappstein ist sichtlich angetan: „Eure Ausbildung beeindruckt mich sehr. Unsere Wirtschaft ist heute prozessgesteuert und komplex. Je komplexer die Struktur, desto größer ist die Chance, sich zu profilieren und zu wachsen. Ihr erlernt eine Qualität, die gibt euch Sicherheit.“

Knauf Interfer Aluminium produziert hochwertige, komplexe Aluminiumprofile- und Bauteile unter anderem für die Automobilindustrie. Insgesamt arbeiten rund 550 Menschen im Unternehmen, 60 davon im neuen Werk Werl 2, einer vor dreieinhalb Jahren angemieteten ehemaligen Kettler-Halle. Neben dem Beruf des Produktionstechnologen in Werl bildet das Unternehmen noch in den Berufen Elektroniker, Fachkraft für Lagerlogistik, Fachlagerist, Industriekaufmann, Industriemechaniker, Mechatroniker und Zerspanungsmechaniker aus.


Welcome Hotel: Herausfordernde Situation im Gastgewerbe

Foto: Wolfgang Detemple
Hoteldirektor Andreas Behrmann (Mitte), Alexander Hennecke (li.) und Klaus Bourdick (re.).

Bereits vor der Corona-Krise ist es für Hotellerie und Gastronomie immer schwieriger geworden, junge Menschen für eine Ausbildung zu begeistern. Auch im Welcome Hotel in Meschede steht Hoteldirektor Andreas Behrmann mit seinem 60-köpfigen Team vor dieser Herausforderung. Trotzdem – oder gerade deshalb – setzt er weiter auf die Ausbildung eigener Fachkräfte, wie er im Rahmen der IHK-Ausbildungstour betont.

„Wir haben hier ein echt tolles Team, aber wir spüren den Fachkräftemangel deutlich“, berichtet Andreas Behrmann. „Besonders im Service und in der Küche fehlen uns qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“ Ausgebildet wird in den Berufen Koch/Köchin, Hotelfachmann/-frau, Veranstaltungskaufmann/-frau sowie Restaurantfachmann/-frau. Aktuell gehören zwei Azubis zum Team des Welcome Hotels: ein Veranstaltungskaufmann und ein Hotelkaufmann. Wenn es nach dem Hotelchef geht, dann dürften es gerne mehr sein. „Wir möchten ausbilden. Aktuell planen wir den Bau eines SPA-Bereichs mit Außenpool. Wenn das Millionen-Projekt realisiert wird, möchten wir auch junge Menschen in dem Beruf Fitnesskaufmann/-frau ausbilden.“

Abwechslungsreiche Aufgaben und berufliche Perspektiven bietet das Haus am Hennesee mit 116 Zimmern, davon drei Suiten und zwei barrierefreie Zimmer, aber auch jetzt schon. Die Gäste kommen hauptsächlich aus NRW und den Niederlanden.

Die Ausbildung junger Menschen liegt Behrmann sehr am Herzen, deshalb habe man sich in der Vergangenheit die „Exzellente Ausbildung“ im Welcome Hotel zertifizieren lassen und arbeite eng mit der IHK zusammen. Aber er sagt auch: „Der aktuelle Fachkräftemangel macht es für uns sehr schwierig, den eigenen Ansprüchen an die Ausbildung gerecht zu werden.“ So müssten bereits aufgrund des Fachkräftemangels einige Arbeitsprozesse neugestaltet werden, um das Personal zu entlasten.

Eine Entspannung des Fachkräftemangels sei in seiner Branche kaum absehbar, sagt Andreas Behrmann. „Mein Eindruck ist, dass vielen jungen Menschen heute die Work Life Balance sehr wichtig ist und sie diese für wenig vereinbar mit den Berufen in der Gastronomie halten.“ Im Gespräch mit Alexander Hennecke, stellv. IHK-Hauptgeschäftsführer, und Klaus Bourdick, IHK-Geschäftsbereichsleiter Berufsbildung, diskutierte der Hotel-Chef auch die Möglichkeit, Fachkräfte aus dem Ausland anzuwerben. „Uns sind alle willkommen, die Spaß an der Arbeit haben und open minded sind“, sagt Behrmann. Bei Bewerberinnen und Bewerbern aus dem Ausland sieht er jedoch die Sprache als oft zu große Herausforderung, um in der Berufsschule mithalten zu können. „Wir freuen uns aber sehr, wenn es auch künftig qualifizierten Fachkräftenachwuchs in unserer Branche gibt.“


Kombiplan sieht großen Fachkräfte-Bedarf

Foto: Wolfgang Detemple
Kombiplan-Chef Christoph Koch (re.) zusammen mit Azubi Connor Eickelmann (Mitte) und Sandra Wieners (Ausbildungsbeauftragte bei Kombiplan, 2.v.li.) sowie Alexander Hennecke (2.v.re.) und Klaus Bourdick (li.).

Für Christoph Koch, geschäftsführender Gesellschafter der Kombiplan GmbH & Co. KG, ist die eigene Ausbildung junger Menschen ein wichtiger Beitrag, um dem Fachkräftemangel zu begegnen, wie er im Gespräch mit Alexander Hennecke, stellvertretender IHK-Hauptgeschäftsführer, und Klaus Bourdick IHK-Geschäftsbereichsleiter Berufsbildung, berichtet. 

Kombiplan, 2007 gegründet und vor zwei Jahren nach Warstein umgezogen, ist ein Ingenieurdienstleister in den Bereichen gebäudetechnische Gesamtplanung, Energieeffizienz und Energiekonzepte, Energie- und Klimamanagement inklusive Energieaudits sowie Energie- und Fördermittelberatung. Der Bedarf an Fachkräften sei in diesem Bereich hoch und der Mangel an Ingenieuren, Technikern und Technischen Systemplanern in seiner Branche deutlich zu spüren, berichtet Christoph Koch. Deshalb bildet er in seinem Betrieb Technische Systemplaner, Fachrichtung Versorgungs- und Ausrüstungstechnik aus. Zwei Azubis gehörten bereits zum 30-köpfigen Team, zwei weitere sind zum Ausbildungsbeginn Anfang August hinzugekommen.

„Ausbildung hat für uns einen sehr hohen Stellenwert, da wir auf diesem Weg unseren Teil dazu beitragen, den Fachkräftemangel abzumildern, primär bei uns im Unternehmen. Dabei legen wir viel Wert auf Qualität und nehmen uns Zeit für die Ausbildung der nächsten Generation. Ein wertschätzender Umgang miteinander ist für uns zudem selbstverständlich“, betont Koch. Mit dem Einsatz kombinierter CAD- und Planungssoftware wird ein tieferes Verständnis der technischen Auswirkungen in der Planung ermöglicht und bei den Auszubildenden Grundlagen für die zukünftige Arbeitsweise im technischen Bereich geschaffen. Außerdem legt der Kombiplan-Chef viel Wert auf regelmäßige Gespräche mit den Azubis, ihre Einbindung in die Betriebsabläufe in Form von Projektarbeiten sowie auf eine sorgfältige Prüfungsvorbereitung. „Bei Bedarf begleiten wir Auszubildende auf diesem Weg individuell und intensiv.“

„Es ist wichtig, erfolgreiche Ausbildungsgeschichten zu kommunizieren, um zu zeigen, wie attraktiv die duale Berufsausbildung ist“, sagt Klaus Bourdick. „Auf diesem Weg wird zudem die große Vielfalt der Ausbildungsberufe transparent gemacht und jungen Menschen Orientierung gegeben“, ergänzt Alexander Hennecke. 

Die Investition in die eigenen Nachwuchsfachkräfte lohne sich und sei absolut nötig, betont Christoph Koch. Denn er beobachte den Trend bei jungen Schulabsolventinnen und -absolventen, dass eine Berufsausbildung nicht mehr erste Wahl sei und viele lieber ein Studium beginnen möchten. „Diesem Wunsch kommen wir ebenfalls entgegen und ermöglichen seit diesem Jahr ein duales Studium. Diese Stelle konnten wir auch direkt besetzen.“ 

Für die Zukunft kann sich der Unternehmer gut vorstellen, sein Ausbildungsengagement weiter auszubauen und auch den Beruf des/der Kaufmans/-frau für Büromanagement auszubilden.


Impressionen von der IHK-Ausbildungstour 2022